Paul Prüfer

Ich heiße Sie herzlich Willkommen beim Herrenschuhe-Tester. Mein Name ist Prüfer, Paul Prüfer. Ich sage Ihnen welche Herrenschuhe einen Kauf wert sind und welche getrost im Regel der Händler verstauben dürfen.

Allen Edmonds – Herrenschuhe aus den USA

Die Firma Allen Edmonds produziert seit Jahrzehnten hochwertige Herrenschuhe und ist gerade dabei, sich eine neue, jüngere Fangemeinde aufzubauen. Das Erstaunlich daran liegt im Herkunftsland des Unternehmens: Allen Edmonds stammt aus den USA. Die Vereinigten sind ja nun für vieles bekannt – große Autos, viel Platz und Cowboys – aber für eines nicht unbedingt: nämlich ausgezeichnete und stilvolle Herrenschuhe. Doch es lohnt sich hin und wieder den Blick auch außerhalb Europas zu richten, denn ansonsten entgeht einem so manches Schmankerl.

Denn tatsächlich gab es im frühen New England eine wahre Horde an Schuhmachern. Hunderte drängten sich auf ein kleines Einzugsgebiet und kämpften mit Qualität und Service um ihre Kunden. Handgemacht waren damals eh noch die meisten Produkte. Mittlerweile hat sich dieses Bild jedoch komplett gewandelt, denn heute gibt es in den USA nur noch wenige Unternehmen wie Allen Edmonds. Faktisch stammen weniger als 2% der dort getragenen Schuhe aus dem Heimatland – das Meiste kommt aus dem asiatischen Raum. Bevor man jetzt mit dem Kopf schüttelt: In Deutschland sieht es leider nicht viel besser aus. Aber ein paar Firmen bleiben ihrem Standort treu. So wie eben Allen Edmonds.

Die Marke Allen Edmonds

Allen Edmonds wurde 1922 gegründet und blieb lange Zeit in familiärer Hand. Durch diese enge Bindung an Werte konnte man eine gesunde Basis für den späteren Erfolg legen. Ein wichtiger Faktor für den Siegeszug der Schuhmanufaktur liegt aber auch in einer eher unerfreulichen Tatsache. Allen Edmonds war lange Zeit der Ausstatter der amerikanischen Armee. Viele junge Männer erhielten so ihr erstes hochwertiges Paar Herrenschuhe von diesem Unternehmen und die meisten blieben der Marke ihr Leben lang treu.

Daher lautet auch ein Sprichwort bei Allen Edmonds folgendermaßen: „Only when someone retires or dies is a customer lost.“ Dies zeigt zum einen sicherlich die große Treue an die Marke, aber zum anderen auch ein älteres, vielleicht sogar zu altes Kundensegment.

Doch seit einigen Jahren gibt es einen enormen Wandel in der Designphilosophie. Die klassischen Modelle sind weiterhin der Hit, aber sie sind nun durch neue Designs aufgelockert und werden so besser umrahmt – auch Einsteiger finden so den Zugang zu den Herrenschuhen von Allen Edmonds. Ich zum Beispiel liebe meine „Norwich“, ein Plain-Toe Herrenschuh mit dem sehr, sehr, sehr schicken Monkstrap. So lasse ich mir auf jeden Fall Schuhe aus den USA gefallen. Muss hier aber auch anmerken: Ich habe die Schuhe während einer US-Reise direkt in New York erstanden. Im Sale kamen mich die Schuhe 250 $, was in etwa 180 Euro entsprach. Guter Preis, leider sind AE in unseren Breiten eher weniger erschwinglich und nicht selten wird der Dollar-Betrag 1:1 in Euro übernommen. Meiner Meinung nach kann Allen Edmonds daher hierzulande kaum gegen Marken wie Shoepassion bestehen.

Berühmtheiten und echte Wertarbeit

Geschichte und Siegel „Made in the US“ bieten natürlich eine perfekte patriotische Vorlage und es verwundert kaum, das echte amerikanische Berühmtheiten Allen Edmonds trugen und tragen. So hatten bei ihrer Amtsantrittsrede Präsidenten wie Ronald Reagan und Bill Clinton edle „Park Avenues“ an ihren Füßen.

Die Schuhe werden an fast schon antik anmutenden Goodyear Maschinen hergestellt. Sicher, dies bedarf einer erhöhten Wartung und Einarbeitungszeit von Neulingen – wer kann denn noch heute fast 100 Jahre alte Maschinen bedienen – aber gleiche Maschinen garantieren eine gleichbleibend hohe Qualität! Seit Tag eins braucht es 212 Schritte bis zum fertigen Allen Edmonds Schuh. Das ist viel Aufwand für einen Schuh. Aber ein Aufwand, der sich auf jeden Fall lohnt. Ein Allen Edmonds hält fünf, zehn und mehr Jahre.

Entscheidung über Standort

Mit dem neuen Designschliff gab es auch einige wirtschaftliche Entscheidungen bei Allen Edmonds. So baute man die Fabrik komplett um. Die ungeliebte Fließbandarbeit wurde abgeschafft, dafür etablierte man eine komplexe Gruppenarbeit. Von nun an übte nicht mehr ein Arbeiter einen einzigen Handgriff, sondern es arbeiten mehrere Schuhmacher zusammen in einer Gruppe, die gemeinsam gleich mehrere der 212 Produktionsschritte ausführen. Innerhalb dieser Arbeitsgruppe kann jeder die Arbeitsschritte des anderen übernehmen. Das Resultat ist überwältigend. Seit der Einführung der Arbeitsgruppen bei Allen Edmonds müssen die Angestellten weniger Überstunden machen, sie besitzen eine höhere Flexibilität und ein Ausfall wie zum Beispiel durch Urlaub oder Krankheit kann leicht kompensiert werden. Ein Schuh kostet nun in der Herstellung 5% weniger als vorher. Doch ginge Allen Edmonds nach China, liege die Ersparnis schätzungsweise bei deutlich mehr als 50%. Dass man dennoch weiterhin am Standort USA festhält, zeigt meiner Meinung nach ein besonderes Augenmerk auf Qualität. Und dafür bin ich ja nun bekanntlich allemal zu haben.

Dennoch, die Standortfrage ist für Allen Edmonds nicht nur eine Frage der Kosten – wie kaum eine andere Marke profitiert man hier von der Renaissance klassischer Herrenschuhe im speziellen und zeitlosem Stil im allgemeinen in den USA und Europa. Das Problem ist jetzt vielmehr, die gesteigerte Nachfrage auch bedienen zu können. Allen Edmonds kommt kaum noch hinterher mit der Produktion; es liegen deutlich mehr Aufträge vor als bedient werden können. Eine Auslagerung in andere Länder wäre daher durchaus eine wirtschaftliche Option, doch bisher hat sich Allen Edmonds erfolgreich dagegen verwehrt. Soviel Patriotismus und Liebe zu Stil, Eleganz und Qualität muss meiner Meinung nach belohnt werden.

Mehr Tests
Kommentare
  1. clarke sagt:

    Sowas. Normalerweise schreibt man bei einem übersetzten Werbetext doch dazu „dieser Post wurde gesponsert von der Firma XY“.

    Aber trotzdem nett, daß der Blog noch lebt.

  2. Schiraz sagt:

    Ich muss mich doch immer wieder fragen, weshalb Allen Edmonds so hoch gelobt werden. Ich habe mehrere Paare getestet und muss sagen, das sie sehr unförmig erscheinen. Wer soll denn die passenden Füße für diese seltsamen Dinger habe? Abgesehen davon habe die Schuhe stets irgendwelche Mängel gehabt, sei es schiefe Absatz, schlechtes Leder und miserabel vernähte Sohlen. Und das bei geradezu perversen Preisen. Ich empfehle jedem von dieser Marke abzulassen. Wer es gut und günstig haben möchte, kann online bei Charles Tyrwhitt vorbeischauen, der braune Cap Toe für 129,99€ ist in dieser Preisklasse unangefochten und dazu noch rahmengenäht. Er entwickelt mit der Zeit wunderschöne Falten und hat einen klassischen und zeitlosen Stil. Wer es gerne ausgefallener mag, der sollte mal bei Quarvif vorbei schauen. Habe erst letzten Sommer einen weiss-braunen Cap Toe Specator rahmengenäht mit doppelter Ledersohle und feinem Kalbsleder machen lassen. Hat mich nur 299€ gekostet, ein relativ kleiner Betrag für dieses Kunstwerk. Vergesst Lazlo Vaas oder Crockett und Co., denn für sie alle sind in puncto Design, Qualität und Preis leider weit zurückgefallen. Selbst Lobb ist nicht mehr das was es mal war….

  3. Schuhmann sagt:

    Warum bitte soll es eine „eher unerfreuliche Tatsache“ sein, dass Allen Edmonds lange Zeit der Ausstatter der amerikanischen Armee war? Die haben uns von den Nazis befreit. Das ist ein Schuh- und kein Politikblog!