Paul Prüfer

Ich heiße Sie herzlich Willkommen beim Herrenschuhe-Tester. Mein Name ist Prüfer, Paul Prüfer. Ich sage Ihnen welche Herrenschuhe einen Kauf wert sind und welche getrost im Regel der Händler verstauben dürfen.

Boss-Schuhe: Besser als ihr Ruf?

Boss-Schuhe

Boss-Schuhe erfreuen sich hoher Beliebtheit und sind dabei nicht ganz billig. In Schuhfachkreisen hingegen werden sie belächelt. Informationen sind eher knapp und die Meinungen von Trägern gehen weit auseinander. Profitieren die Schuhe von Boss also nur von der wertigen Marke? Ich, Paul Prüfer, habe mich für Sie einmal auf Spurensuche begeben und versuche ein klein wenig Licht in den Mythos der Boss-Schuhe zu bringen.

In dem kleinen baden-württembergischen Städtchen Metzingen beginnt 1924 die Geschichte des mittlerweile weltbekannten Unternehmens Hugo Boss. In diesem Jahr gründete Hugo Ferdinand Boss eine Kleiderfabrik für Arbeitskleidung. Die folgenden 21 Jahre gehören zum dunklen Kapitel der Firmengeschichte, über das heute nicht mehr so gerne gesprochen wird. Boss, der bereits 1931 der NSDAP beitrat, erhielt von den Nationalsozialisten Aufträge für die Lieferung von Uniformen an SA, SS, Wehrmacht und HJ. Die Unternehmensleitung dieser Jahre war mit bekennenden Nationalsozialisten durchsetzt gewesen.

Lizenzen für Boss-Schuhe werden 1994 verkauft

Die Grundsteinlegung für die heutige Marke von Weltformat folgte 1948, als Boss´ Schwiegersohn Eugen Holy die Firmenleitung übernahm. Unter ihm begann das Unternehmen Anzüge zu fertigen, die sich rasch eines sehr guten Rufes erfreuten. Seine Söhne wiederum, Uwe und Jochen Holy, bauten die Firma in den 1970er Jahren zu dem aus, was es heute ist: Einer der bekanntesten Herrenausstatter der Welt. Eine Luxusmarke aus Deutschland, die mittlerweile 1,5 Milliarden Euro umsetzt (2009), knapp 10.000 Mitarbeiter beschäftigt und in mehr als 100 Ländern vertrieben wird.

Ich habe die Geschichte des Metzinger Unternehmens verknappt dargestellt, denn im Fokus meines Firmenportraits sollen die Boss-Schuhe stehen, um die es im Folgenden geht.

Seit wann genau Boss Schuhe verkauft, ließ sich nicht herausfinden. Sicher ist: Boss hat Mitte der 1990er begriffen, dass eine Modemarke mit dem Verkauf von Accessoires ihren Umsatz erheblich steigern kann. Vorbild waren hier Gucci und Louis Vuitton. Doch da man selbst nicht das nötige Know-How aus dem Boden stampfen konnte, verkaufte Boss die Lizenzen und ließ die Produkte unter seinem Namen bei anderen Firmen produzieren. Eine Win-Win-Situation. Der No-Name-Hersteller kann sein Produkt, da nun eine bekannte Marke dahinter steckt, zu einem höheren Preis absetzen und der Lizenzverkäufer erfreut sich über den stetigen Kapitalfluss.
Die Lizenzen für Boss-Schuhe und Lederartikel erwarb 1994 »MH shoes & accessories«. Bis ins Jahr 2003 stellten sie Boss-Schuhe für das baden-württembergische Unternehmen her. Wo sie die Schuhe produzieren ließen, bleibt unklar.

Seit 2003 werden Boss-Schuhe in Eigenregie produziert

Dass Lizenzierungen nicht immer schlecht sein müssen, beweist der Umstand, dass für die ehemalige Luxusmarke von Boss, Baldessarini (bis 2006 im Portfolio der Firma), der ungarische Top-Schuhmacher Vass Boss-Schuhe in Budapest fertigte.

Nachdem 1997 erstmals erfolgreich Damenmode unter dem Label Boss erschienen, boten sich neue Wachstumsmärkte an. Vielleicht ein Grund, warum Boss 2003 die Lizenzen für Boss-Schuhe und Lederwaren durch die Übernahme von »MH shoes & accessories« ins Boot zurückholte. Diese erzielten noch im Jahr 2002 durch den Verkauf von Boss-Schuhen und Lederwaren einen Umsatz von 57,5 Millionen Euro. Boss erkannte das Wachstumspotenzial in diesem Segment.

Mittlerweile lässt Boss Schuhe und Handtaschen in eigenen Betrieben in Italien fertigen, die sie wiederum in speziellen Accessoire-Stores vertreiben. Dem Konzept zur Folge werden in diesen Läden ausnahmslos Boss-Taschen und Boss-Schuhe verkauft. Eine Rechnung, die bei 176 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2007, durchaus aufgegangen ist.

Boss-Schuhe gibt es für jede Linie des Unternehmens

Für jede Linie der Marke Boss existieren eigene Schuhmodelle, die sich der jeweiligen Marke entsprechend an ein ganz bestimmtes Publikum richten. »Boss Black« liefert elegante Businesschuhe für Männer und Frauen. »Boss Selection« bietet ausschließlich höherpreisige Modelle für den Herrn an. Freizeitschuhe offeriert Boss mit der Linnie »Boss Orange« und wer es sportlich mag, der greift zu den Schuhen von »Boss Green«. Letztlich existiert noch die avantgardistische Linie »Hugo«. Sie offeriert die meisten saisonalen Schuhmodelle. Nach eigenen Bekundungen steht Hugo Boss für eine trendbewusste und sehr elegante Schuhmode.

Boss-Schuhe zeichnen sich zumeist durch eine Volllederausstattung aus. Das Oberleder kommt zum größten Teil vom Kalb, aber auch Nappaleder findet man. Rahmengenäht sind hingegen die allerwenigsten Boss-Schuhe. Von ihrem Design können sie überzeugen, aber von der Verarbeitung her finden sich immer wieder kritische Worte in den Foren des Internets. Wenn man den Beiträgen Glauben schenkt, dann scheinen Produkt und Preis im krassen Widerspruch zueinander zu stehen. Doch ein Urteil darüber kann ich mir nicht erlauben. Vielleicht sollte ich mir davon selbst einmal ein Bild machen und einen Boss-Schuh in mein Testlabor einladen.

Mehr Tests
Kommentare
  1. Auf Schritt und Tritt – Komfort für die Füße….

    Immer mehr Menschen entscheiden sich beim Schuhkauf für Modelle, die nicht nur optisch überzeugen. Denn neben dem angesagten Design eines Schuhs, kommt es vielen auch auf einen bequemen Komfort an. Und das bedeutet, dass beim Kauf z.B. auf ei…