Wie versprochen geht es heute weiter mit einem Beitrag von mir in der Reihe Schuhpflege. Diesmal möchte ich ein Plädoyer für die oft vergessenen Schuhspanner starten, denn sie sind einer der wichtigsten Bestandteile der passiven Schuhpflege. Sicher, so ein Schuhspanner trägt keine Pflegecreme auf oder sorgt für einen höheren Wasserschutz durch spezielle Lotionen. Nichts desto trotz werden sie von den Herren hoffnungslos unterschätzt, wenn es darum geht, die Lebensdauer von Lederschuhe zu verlängern und das Oberleder lange geschmeidig und ansehnlich ausschauen zu lassen.
Wie kommt es aber, dass so ein Stück Holz einen wesentlichen Beitrag für die Schuhpflege leistet? Zum einen begradigt so ein Schuhspanner die kleinen und sich langsam bildenden Gehfalten, die von vielen Gentlemen so gefürchtet sind. Durch einen passgenauen Schuhspanner erhält das Leder in den Tragepausen seine ursprüngliche Form, die Strapazen von der Benutzung und eventuelle Wettereinflüsse können so ausgeglichen werden. Zum anderen sorgt er dafür, dass überschüssige Feuchtigkeit aus dem Schuh schnell entweichen kann. Gerade bei Herrenschuhen, bei denen man nicht immer die angeratene Tragepause einhalten kann, ist ein Schuhspanner aus Holz sein Geld wahrlich wert. Unbehandeltes Holz saugt die Feuchtigkeit aus dem Oberleder und gibt sie wieder ab, sobald man den Schuhspanner aus dem Schuh nimmt. Geradezu ideal also für das Lieblingspaar des Herrn, der es nicht auch nur einen Tag an seinen Füßen missen möchte.
Ein weiterer, oft vergessener Pluspunkt für alle, die Schuhspanner verwenden, ist die einfachere und schnellere Pflege der Schuhe. Durch die lang erhaltende glatte Oberfläche – ohne unnötige Ausbuchten und Risse – ist es deutlich leichter, die Herrenschuhe einer gründlichen Pflege zu hinterziehen. Schuhspanner sind demzufolge eine essentielle Grundlage bei der anspruchsvollen Schuhpflege.
Die verschiedenen Schuhspanner-Typen
Es existieren auf dem Markt im Wesentlichen drei verschiedene Typen von Schuhspanner. Die älteste Art ist der dreiteilige Schuhspanner. Er besteht aus einem breiten Fersenteil, einem keilförmigen Mittelstück, sowie einem Vorderteil. Er kommt insbesondere bei Maßanfertigungen zum Einsatz. Die drei Teile sind aus massivem Holz, was diese Art Schuhspanner zu den schwersten macht. Man steckt zuerst das Vorderteil in den Schuh, danach legt man das Fersenteil an. Zu guter Letzt drückt man das Mittelteil in den Zwischenraum, jetzt erklärt sich auch die Funktion der Keilform. Damit keines der Einzelstücke verloren geht, sind sie zumeist mit einem Band verbunden. Der größte Vorteil dieser Art ist, sofern es sich um eine Maßanfertigung handelt, dass er perfekt in den Schuh passt, ihn komplett ausfüllt und damit das Leder exakt in der vorgesehenen Form hält. Es erfolgt keine zusätzliche Dehnung.
Für den etwas schmaleren Geldbeutel empfehle ich die Light-Version des dreiteiligen Luxusschuhspanners – gemeint sind die etwas flacher verlaufenden Spanner, wie sie hier zu sehen sind. Statt eines Keils ist das Zwischenstück mit einer Doppelfederung versehen, die eine perfekte Anpassung des Schuhspanners an den Schuh gewährleistet.
Eine der am weitesten verbreiteten Formen ist hingegen der Federspanner. Ein kleines Fersenstück ist dabei durch eine Metallfeder mit einem breiteren Vorderstück fest verbunden. Man schiebt zuerst den vorderen Teil in den Schuh und drückt durch Biegen der Metallfeder dann das hinter Stück an die Ferse. Prinzipiell ist gegen diese Form nichts einzuwenden, allerdings ergeben sich aufgrund der Bauweise einige Eigenheiten, die es unbedingt zu beachten gilt. Es kommt beim Federspanner fast unweigerlich zu einer konstanten Dehnung des Leders, da dieser Schuhspanner einen ständigen Druck ausübt. Mit der Zeit kann sich daher ein Schuh verformen. Verstärkt wird das Ganze noch, wenn das Fersenstück arg klein geraten ist. Die ganze Spannkraft tritt dann punktuell auf und kann sich nicht gleichmäßig verteilen, Eine kleine aber durchaus sicht- und auch spürbare Ausbuchtung sind das Resultat.
Ich persönlich habe mich für die dritte Variante entschieden, dem schraubbaren Holzschuhspanner. Vorder- und Hinterteil sind hier durch eine Metallachse verbunden, idealerweise in Länge und Neigung frei einstellbar. Mit einer leichten Drehung kann ich so die optimale Länge und Spannkraft einstellen – und zwar für jeden Schuh individuell. Mehr braucht es meiner Ansicht nach nicht für einen guten Schuhspanner. Sicher, ein maßgefertigter, dreiteiliger Spanner hat auch seinen Reiz, vor allem schon aus Tradition heraus, aber hier bin ich lieber pragmatisch veranlagt. Solange es der Pflege keinen Abbruch tut, finde ich die schraubbaren Schuhspanner am Besten.
Schuhspanner aus Holz
Ein Schuhspanner sollte aus Holz gefertigt und möglichst unbehandelt sein. Schaumstoff oder Kunststoff können die Feuchtigkeit nicht oder nur sehr schlecht aufnehmen, gleiches gilt übrigens auch für lackierte Exemplare. Die sehen zwar mitunter äußerst edel aus, hier muss aber die Frage erlaubt sein, welchen wirklichen Nutzen eine solche Lackierung hat. Bei den Holzarten gibt es keine gravierenden Unterschiede, lediglich hinsichtlich der Dichte und damit des Gewichts. Ich schwöre auf einfaches Zedernholz, da ich hier die Erfahrung gemacht habe, dass sie am besten die Feuchtigkeit aufnehmen und sie außerhalb des Schuhs auch wieder schnell abgeben. Aber auch Buche, Pappel oder Edelhölzer sind eine gute Wahl.
Wie man Schuhspanner einsetzen sollte
Schuhspanner gehören in jeden Schuh, der gerade nicht getragen wird. Am besten man benutzt ihn sofort nach dem Ausziehen, da ist der Herrenschuh noch warm und das Oberleder kann leicht wieder in seine Ausgangsform gebracht werden. Ein zusätzliches Auslüften ist nicht nötig, es ist ja gerade die Funktion von Schuhspannern, die Feuchtigkeit zu entziehen. Eine Ausnahme besteht jedoch: Sollten die Schuhe einmal so richtig nass geworden sein und ich rede da von den Monsunregenfällen der letzten Wochen, dann gilt zuerst ein Schuhspannerverzicht! Hässlicher Schimmel könnte sich bei diesen tropischen Temperaturen im Schuh festsetzen. Besser ist es dann erst einmal der Griff zum Zeitungspapier, dieses sollte mehrmals gewechselt werden. Den Schuh dann bitte auf die Seite legen, sodass die Ledersohle ebenfalls Luft zu Atmen hat. Ist die gröbste Nässe dann über Nacht aus dem Leder verschwunden dürfen die Schuhe wieder auf den Spannern weiterruhen. Glücklicherweise brauchen die Schuhspanner kaum Pflege, alle paar Monate mit einem Lappen trocken wischen reicht vollkommen aus. Wer mag, kann zusätzlich noch Lavendelöl oder ähnliches für den Duft verwenden, hier gilt es aber sparsam mit umzugehen.
Also, wer möglichst lange Freude an seinen Herrenschuhen haben möchte, der sollte nicht am falschen Ende sparen. Schuhspanner sind auf jeden Fall ihr Geld wert.
P.S. Ich selbst habe nur wenig Erfahrung mit lackierten Schuhspannern gemacht – sie sind auch eher in südländischen Gefilden verbreitet. Über Erfahrungsberichte wäre ich daher sehr dankbar.
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