Paul Prüfer

Ich heiße Sie herzlich Willkommen beim Herrenschuhe-Tester. Mein Name ist Prüfer, Paul Prüfer. Ich sage Ihnen welche Herrenschuhe einen Kauf wert sind und welche getrost im Regel der Händler verstauben dürfen.

Ludwig Reiter: Vom Offiziersstiefel zum Edelsneaker in 125 Jahren

Ludwig Reiter Wien

Von Ludwig Reiter haben Sie vielleicht schon gehört und sicherlich haben Sie auch bereits einen Schuh der österreichischen Traditionsfirma gesehen, nur wussten Sie es nicht. Brad Pitt trug in seiner Rolle als Nazi-jagender Lieutenant Aldo Raine in Quentin Tarantinos »Inglourious Basterds« maßgefertigte Stiefel von Ludwig Reiter. Oder aber Sie haben sich vielleicht im Theater an der Wien das Stück »Der Freischütz« angeschaut und durften so den Anblick von diversen Ludwig Reiter Schuhen genießen. Selbst auf die Unterstützung von Arnold Schwarzenegger kann das Wiener Familienunternehmen zählen. Der Hollywoodstar ist erklärter Fan. Doch Ludwig Reiter ist nicht allein die Schuhschmiede der Stars – auch europäische Herrenschuhliebhaber schätzen die in jahrzehntelanger Praxis perfektionierte Passform der Schuhe, die noch heute von 40 Fachkräften in der hauseigenen Manufaktur im Wiener Neudorf gefertigt werden.

Begonnen hat alles im Jahr 1885, als der Schuhmachermeister Ludwig Reiter den gleichnamigen Handwerksbetrieb in Wien Wieden gründete. Von Anfang an spezialisierte sich Ludwig Reiter auf die Herstellung von Schuhen in rahmengenähter Machart. Standen damals noch Offiziersstiefel im Mittelpunkt des Schaffens wurde das Angebot durch den Erfolg über die Jahrzehnte vielfältiger. Neben Stiefeln gibt es eine Vielzahl von Schuhklassikern für Mann und Frau nebst den dazugehörigen Accessoires wie Gürtel und Taschen.

Ludwig Reiter zieht ins Schloss

Ebenfalls geändert hat sich in den letzten 125 Jahren der Produktionsstandort, auch wenn Ludwig Reiter Wien dabei immer die Treue hielt. Über Wiener Neustadt ging es nach Wien Hernals und 1998 nach Wien Neudorf. Im Mai 2011 bezieht Ludwig Reiter den Schloss-Gutshof Süßenbrunn. Dieses prächtige Anwesen aus dem 16. Jahrhundert wird der exklusiven Schuhmanufaktur von Ludwig Reiter den passenden Rahmen verleihen.

Geführt wird die Ludwig Reiter Schuhmanufaktur GmbH von Till Reiter. Gemeinsam mit seinen Brüdern Uz und Lukas sind sie bereits die vierte Reiter-Generation seit der Gründung des Familienunternehmens im Jahr 1885 und mit Till Reiters Töchtern Anna und Magdalena steht bereits die fünfte Generation in den Startlöchern.

Der Erfolg des familiär-traditionell geführten Unternehmens zahlt sich aus. Etwa 30.000 Paar Schuhe verkauft Ludwig Reiter im Jahr. Davon bleiben lediglich 25 Prozent in Österreich, die überwiegende Mehrheit geht ins Ausland. Kooperationen mit Labels wie Baldessarini, Helmut Lang und Michalsky sorgen für einen steten Bekanntheitsaufbau der Österreicher. Der Jahresumsatz liegt ungefähr bei 15 Millionen Euro.

Neben Klassikern bietet Ludwig Reiter auch Sneaker an

Neben 16 Stores im deutschsprachigen Raum wurde 2009 der erste Laden in Peking eröffnet. Darüber hinaus führen circa 200 Fachgeschäfte und Boutiquen in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien, Niederlande, Spanien, Großbritannien, Japan und den USA die Produkte von Ludwig Reiter.

Wer sich ein besseres Bild der Ludwig Reiter Schuhe machen möchte, dem sei ein Blick in den aktuellen Katalog (PDF – 1,9MB) empfohlen. Neben den sehr schönen Herrenschuh-Klassikern wie Derby, Oxford und Norweger (zu je 498 Euro) finden sich dort auch Sneaker (aus Velours für 198 Euro). Diese jugendliche Öffnung ist für ein Traditionsunternehmen eher ungewöhnlich. Doch der Schritt hat sich wohl bezahlt gemacht, denn die Ludwig Reiter Sportschuhe erfreuen sich seit Markteinführung ungemein hoher Beliebtheit.

Der Entwicklungsprozess von einem kleinen Handwerksbetrieb hin zu einer bekannten Marke ist äußerst respektabel, doch sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass unter Schuhfachleuten der Ruf von Ludwig Reiter ein wenig gelitten hat. Die Schuhe hätten nicht mehr die Qualität, die sie noch vor zehn Jahren gehabt hätten. Dementsprechend wird auch das Preis-Leistungs-Verhältnis in Frage gestellt. Neid? Tatsache? Stimmungen der Konkurrenz? Wie auch immer, ich persönlich warte mit meiner Wertung so lange ab, bis einmal ein Paar Ludwig Reiter Schuhe den Weg in mein Testlabor gefunden hat.

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