Paul Prüfer

Ich heiße Sie herzlich Willkommen beim Herrenschuhe-Tester. Mein Name ist Prüfer, Paul Prüfer. Ich sage Ihnen welche Herrenschuhe einen Kauf wert sind und welche getrost im Regel der Händler verstauben dürfen.

Die Galoschen des Glücks

Galoschen

Ja, wer kennt es eigentlich nicht, Hans Christian Andersens Märchen von den Galoschen des Glücks? Aus einer fröhlichen Laune heraus, brachte die Fee des Glücks ein Paar goldene Galoschen unter das Volk, die jenen, die sich die Galoschen überzogen, alle Wünsche erfüllen sollten. Und wie das so in einem Märchen ist, führen die Wünsche der Menschen sie immer direkt ins Verderben und die Moral der Geschichte? Sei glücklich mit dem was du hast.

Bis vor wenigen Wochen hatte ich noch keine Galoschen, aber mittlerweile zähle ich mich zum Kreis der stolzen Besitzer jener historischen Schuhüberzieher und bin mit ihnen auch wirklich glücklich. Meine Galoschen des Glücks sind zwar nicht golden und stammen auch nicht aus Andersens Zeit, dafür betören sie mich mit ihrer schwarz-ästhetischen Optik und verwöhnen meine Schuhe mit ihrem samtig-weichen Innenleben und natürlich schützen die Schuhüberzieher meine Lederschuhe bei manch grausiger Herbstwitterung. Doch bevor ich diese genau vorstelle, will ich einmal kurz die Geschichte der Galoschen erzählen und die ist tatsächlich frei von Feen und anderen Märchengestalten.

Schuhüberzieher gab es bereits im Mittelalter

Bereits im Mittelalter benutzten die feinen Herren vom Stande Schutzschuhe um ihre wendegenähten Schuhe gegen den allgegenwärtigen Schmutz und der Feuchtigkeit in den Gassen zu schützen. Dabei handelte es sich noch nicht um Schuhüberzieher, sondern um Unterschuhe aus Holz, die mittels eines Lederriemens umgeschnallt wurden. Als »Trippen« gingen diese ausgehöhlten Modelle in die Geschichte ein und gehörten zur festen europäischen Mode des 13. und 14. Jahrhunderts.

Auf die» Trippen« folgten im 17. Jahrhundert die »Patten«. Bis zu den bekannten Galoschen war es noch ein weiter weg, denn bei den »Patten« handelte es sich mehr um einen Überschuh aus Holz, denn um einen praktischen Schuhüberzieher. Mit ihren etwa fünf Zentimeter hohen und unflexiblen Sohlen blieben die Benutzer jedoch des Öfteren im Schlamm und Morast der Straßen stecken – eine Variation mit untergeschraubten Eisenring führte zu geringfügigen Verbesserungen, doch bis zum praktikablen Durchbruch der heutigen bekannten Galoschen sollte noch eine ganze Menge an Wasser die städtischen Rinnsteine hinunterfließen.

Die Schuhüberzieher der Gegenwart haben ihren Ursprung in Amerika, wo man 1820 »Overshoes« entwickelte, deren Bestandteile zuvor in Südamerika mit Gummimilch eingestrichen wurden. Sie boten bereits einen exzellenten Schutz vor Nässe, hatten jedoch den Nachteil, dass sie bei Kälte rasch brüchig und bei Hitze klebrig wurden. Erst das von Charles Goodyear 1839 entwickelte chemisch-technische Verfahren der Vulkanisation von Kautschuk führte zum endgültigen Durchbruch der Galoschen.

Galoschen des 21. Jahrhunderts kommen aus Norwegen

Unsere Großväter schwörten auf diese schützenden Schuhüberzieher doch im Laufe der Jahre gerieten sie wieder in Vergessenheit. Nicht überall, muss man dazu sagen. Während Mann bei uns in Europa den Galoschen eher misstrauisch gegenübersteht, nutzen die Herren in Nordamerika die Schuhüberzieher oft und gerne bei widriger Witterung auf dem Weg ins Büro.

Ein Grund für den ausbleibenden Erfolg der Galosche in unseren Breiten könnte vielleicht das eher hässliche Design der Schuhüberzieher aus Gummi sein. An diesem Punkt kommt die Firma SWIMS aus Norwegen ins Spiel. Gepeinigt von schlechtem Wetter in der Heimat und den daraus oftmals ruinierten Schuhen fasste sich der Designer John Ringdal ein Herz. Er erinnerte sich an Großvaters biedere Galoschen und brachte den alten Klassiker mit einem neuen und aufregenden Design ins 21. Jahrhundert und damit auch direkt zu mir.

Als die ersten fiesen Herbsttage des Jahres über Deutschland hinwegrauschten erwischte es mich und meine Schuhe eiskalt. Im Dauerregen und ohne Schirm musste ich den Heimweg aus dem Büro antreten und meine geliebten schwarzen Full-Brogues waren der Nässe hilflos ausgeliefert. Die Folge waren ein „aufgeblühtes“ schlappriges Leder und hässliche Wasserränder auf dem Oberteil, von der völlig durchweichten Ledersohle und meinen nassen Füßen erst gar nicht zu sprechen. Die Schuhe hab ich nach ausgiebiger Trocknungs- und Pflegephase wieder hinbekommen, die Wut über die Machtlosigkeit gegenüber solch Wetterkapriolen blieb.

Galoschen schützen und polieren den Schuh

Im Shop von Shoepassion stieß ich auf die Schuhüberzieher von SWIMS. Ich entschied mich für die schwarze Ausführung, passt sie doch perfekt zu den eben erwähnten schwarzen Oxford-Schuhen und bereits kurze Zeit nach Lieferung hatten die Galoschen ihre Feuertaufe zu bestehen. Draußen regnete es, misstrauisch schlüpfte ich in meine Schuhüberzieher. Fühlte sich überraschenderweise gar nicht komisch an, wie eine zweite Haut schmiegten sich die Galoschen um meine Schuhe. Ein Blick in den Ganzkörperspiegel im Hausflur bestätigte den flüchtigen Eindruck: Die Schuhüberzieher machten eine flotte und elegante Erscheinung und erst auf den zweiten Blick wären Sie vom Laien als Galoschen zu identifizieren gewesen. Trockenen und vor allem hübschen Fußes und Schuhs erreichte ich das Büro.

Ausgestattet sind die wunderschönen Schuhüberzieher von SWIMS mit einer rutschfesten Sohle. Rasch übergestreift schützen sie vor Nässe, Verschmutzungen oder sonstigen negativen äußeren Einflüssen. Auch garantiert die Gummisohle bei miesem Wetter einen festeren Stand als es die Ledersohle vermag. Und der Clou: Dank der samtig-weichen Fütterung der Galoschen, werden die Schuhe noch in den Schuhüberziehern während des Tragens poliert.

In Andersens Märchen nimmt die Fee am Ende die Galoschen des Glücks den Menschen wieder weg. Sollten meine verschwinden, dann vermute ich eher neidische Langfinger dahinter, als eine gute Fee, denn freiwillig möchte ich meine Galoschen nicht mehr hergeben.

Der Artikel wurde geschrieben am Freitag, Oktober 28th, 2011 um 13:26 in der Kategorie Wissen. Sie können neuen Einträgen im RSS 2.0 feed folgen. Sie können einen Kommentar hinterlassen, oder einen Trackback von Ihrer Seite setzen.
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