Pauls Testlabor

Eines vorneweg: Ich bin ein Schuhliebhaber der andere Schuhliebhaber gerne vor Reinfällen beim Schuhkauf bewahren möchte. Ich teste hier Schuhe im Rahmen meiner Möglichkeiten und unter den Gesichtspunkten, die ich für einen hochwertigen Schuh als relevant erachte. Mein Test erhebt keinesfalls einen Anspruch auf Vollständigkeit.

Der Test

Ein Herrenschuh, der zum Paul-Prüfer-Test antritt, muss in meinem Testlabor insgesamt fünf verschiedene Module durchlaufen. Jedes schließt mit einer unterschiedlich gewichteten Wertung ab. Natürlich ist eine optimale Passform dabei wichtiger als beispielsweise die Verpackung der Schuhe. Doch der Reihe nach. Vor jedem Test werde ich das Testobjekt innerhalb der Schuhwelt klassifizieren und erklären, welche Eigenschaften dementsprechend an den Schuh gestellt werden dürfen und wie der Laie hier selbst Unterscheidungen vornehmen kann. Ich sehe das als lockere Aufwärmübung, die Ihnen einen leichten Einstieg gibt, bevor es im Anschluss knallhart zur Sache gehen wird.

TESTMODUL 1 - OPTIK

Der eigentliche Einstieg ist dann leicht gemacht und es zählt - wie so oft im Leben - der erste (optische) Eindruck.

Hat der Schuh auf den ersten Blick das Zeug zum Objekt der Begierde oder doch eher nur das Potenzial zur Lachnummer? Natürlich ist dies rein subjektiv, denn Geschmäcker sind zum Glück ja verschieden. Doch wenn der Schuh gar mit sinnlosen Schleifchen versehen ist, oder ein komplett geschmacksirritierendes farbliches Potpourri aufweist, darf und kann das hier ruhig von mir moniert werden. Ansonsten gilt: Wenn eine klare Linienführung und ein harmonisches Design zu erkennen ist, wird dies natürlich höher bewertet als eine wüste und augenschmerzende Kirmesattraktion.
Doch keine Bange, mit 10 Prozent Wertigkeit hat dieses erste Testmodul keinen allzu hohen Anteil am Gesamturteil meines Schuhtests.

TESTMODUL 2 - VERARBEITUNG

In diesem Abschnitt geht es wortwörtlich ans Eingemachte. Der Schuh wird in der Mitte von mir durchgesägt und auf seine Bestandteile hin überprüft.

Besteht die Ausballungsschicht aus Kork oder wurde hier etwa nur billiger Schaumstoff eingearbeitet? Wie sieht es mit den Verbindungsnähten zwischen den einzelnen Schaftteilen und dem Ober- und Futterleder aus? Wurde hier sorgfältig gearbeitet oder hatte Bruder Schlendrian beim Steppen gerade Schicht? Wurde der Schuh überhaupt genäht oder doch eher die qualitativ minderwertige Variante der Verklebung gewählt? Was noch viel schlimmer wiegen könnte: Gibt der Hersteller vor, sein Schuh sei rahmengenäht und ich sehe auch einen Rahmen, stelle dann aber fest, dass dieser allein der Zierde dient und das Testobjekt somit fälscherweise mit dem Label rahmengenäht versehen ist, wird die Enttarnung dieser Unwahrheit mit Abzug eines gesamten Sternes in der Gesamtwertung bestraft. Hier lässt Paul Prüfer nicht mit sich spaßen!
Da die Verarbeitung eines Schuhs für seinen Einsatz, Komfort und Haltbarkeit enorm wichtig ist, hat die Wertung dieses Moduls auch 35 Prozent Anteil am Gesamtergebnis des Tests.

Testmodul 3 - Ledertest

Ein Indiz eines wirklich hochwertigen Schuhs ist sein verarbeiteter Anteil von Leder. Dieses beachtliche und kostenintensive Material stattet einen Schuh mit einer Vielzahl von positiven Eigenschaften aus.

So ist es beispielsweise sehr atmungsaktiv, wärmeisolierend, geschmeidig und verleiht dem Schuh Schutz und einen exzellenter Look. Doch Leder ist natürlich nicht gleich Leder. In diesem Modul werde ich die verschiedenen Ledersorten bestimmen und sie auf ihre Eigenschaften auf den Schuh hin untersuchen, auf ihr Narbenbild eingehen und letztlich einen einfachen Wassertest vornehmen. Mittels dieses Tests kann ich die Qualität des Leders untersuchen. Wird das Wasser abperlen oder in Rinnsälen zu kleinen Pfützen zusammenlaufen. Noch viel schlimmer: Wird es gar in den Schuh einziehen?
Das Ergebnis des Ledertest-Moduls wird zu 15 Prozent in die Gesamtwertung mit einfließen.

Testmodul 4 - Tragetest

Bis zu diesem Punkt ging es eher theoretisch im Paul-Prüfer-Test zu. Jetzt aber wirklich mal Butter bei die Fische. Ich prüfe das Testobjekt auf seine Alltagstauglichkeit, indem ich die Galoschen auftrage.

Vermittelt er mir die Bequemlichkeit meines eigenen Wohnzimmers und ich will hier gar nicht mehr ausziehen oder gleicht der Schuh einem Folterinstrument aus dem Mittelalter? All das setzt sich aus dem Tragegefühl, der Passform, dem Laufgefühl und der Handhabung zusammen. Erweitert wird dieses Modul durch einen Dauertragetest. Ganze vier Wochen werde ich das zu testende Paar Schuhe, sooft es geht, anziehen. Zum einen wird dadurch die Haltbarkeit von Sohle, Absatz und Leder überprüft und zum anderen kann ich dadurch weiteres Nützliches über den Schuh erfahren. Bekomm ich also Schweißfüße von ihnen oder gar Hühneraugen?
Da all diese Faktoren für die allgemeine Freude an einen Schuh natürlich unabdingbar sind, geht der Tragetest auch mit 25 Prozent in das Gesamtergebnis mit ein.

Testmodul 5 - Sonstiges

Der Schuh wurde zu diesem Punkt bereits von mir auf Herz und Nieren getestet, und ob es für dieses Modell nun für den Schuhhimmel oder die Mülltonne reicht, kann ich hier bereits erahnen. Doch die letzte Rubrik kann noch einmal entscheidend sein. Wenn die vorigen Module die Pflicht waren, dann ist Testmodul Nr. 5 die Kür.

Hier geht es mir um die Rahmenbedingungen des Schuhs. Stimmt sein Preis-/Leistungsverhältnis oder sprengen die Lizenzgebühren einer Nobelmarke hier die Geldbörse? Wie ist die Verpackung gestaltet? Steht sie dem edlen Produkt in nichts nach und erhöht die Freude auf das neue Paar Schuhe? Verfügen Schuh und Lieferumfang über eine gewisse Sonderausstattung? Sie sehen, selbst die besten Schuhe können durch eine formidable Präsentation noch ein wenig aufgewertet werden. Gleichwohl ist dieser letzte Abschnitt des Tests eine gute Möglichkeit für preiswertere Anbieter zu punkten und den vermeintlichen Platzhirschen wenigstens ein bisschen den Marsch zu blasen.
Mit immerhin 15 Prozent Wertigkeit fließt dieses letzte Testmodul in die Gesamtwertung mit ein.

Mein Fazit

Am Ende meines Tests steht ein ausführliches Fazit. Garniert mit Anekdoten aus dem praktischen Testverfahren und der alles entscheidenden Sternewertung.

Diese ergibt sich aus den Zwischenwertungen der einzelnen Module und kann zwischen null bis fünf Sterne reichen. Dabei gilt: Je mehr Sterne, desto besser schätze ich den Schuh ein. Doch selbst Schuhe, die keine Höchstwertung erhalten haben, sind vielleicht einen Blick wert, wenn sie durch ein solides Preis-/Leistungsverhältnis zu überzeugen wissen. Gute Unterhaltung und hilfreiche Anregungen verspricht
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