Paul Prüfer

Ich heiße Sie herzlich Willkommen beim Herrenschuhe-Tester. Mein Name ist Prüfer, Paul Prüfer. Ich sage Ihnen welche Herrenschuhe einen Kauf wert sind und welche getrost im Regel der Händler verstauben dürfen.

Deichmann – Schuhe aus Essen-Borbeck erobern die Welt

Deichmann

Mit dem Bekanntheitsgrad der Marke Deichmann würde sich gerne jedes Unternehmen schmücken. Nach Firmenangaben waren bereits 70 Prozent aller Deutschen einmal in ihrem Leben bei Deichmann Schuhe kaufen. Und auch wenn der Werbeclaim sich in den letzten Jahren verändert hat, bei jedem, der den Namen Deichmann liest, fängt im Kopf sofort der einstige Werbeslogan »Markenschuhe so günstig – Deichmann« an zu dudeln. Mit diesem war die Firma in den 90er Jahren Pionier in Sachen veritabler Fernsehwerbung. Deichmann und Schuhe, das ist eine Erfolgsgeschichte.

Ihren Anfang nahm diese ganz bescheiden im Jahr 1913 in Essen-Borbeck, wo Heinrich Deichmann eine Schuhmacherei eröffnete. Bereits sechs Jahre später beginnt der Verkauf von fabrikgefertigten Schuhen. Der läuft so gut, dass 1930 die erste Deichmann-Filiale am Borbecker Markt eröffnet. Nach dem Tod des Firmengründers Heinrich Deichmann im Jahr 1940 führte seine Frau Julie Deichmann, mitsamt den fünf gemeinsamen Kindern die Geschäfte weiter. Die Nachkriegsjahre waren äußerst profitabel für Deichmann. Schuhe werden gebraucht und Deichmann glänzt immer wieder mit pfiffigen Ideen, wie beispielsweise der Fertigung von Schnürsenkeln aus alten Fallschirmseilen.

138 Millionen Paar Deichmann-Schuhe wurden 2009 verkauft

Ab 1956 übernimmt der damals 30-jährige Heinz-Horst Deichmann die Geschickte des Familienunternehmens. Der promovierte Mediziner sorgte in den folgenden Jahrzehnten dafür, dass Deichmann-Schuhe in sehr vielen deutschen und europäischen Haushalten eine neue Heimat fanden.

Auf die erste Deichmann-Filiale außerhalb Essens, die 1949 in Düsseldorf eröffnet wurde, folgte bereits 1973, mit der Übernahme der österreichischen Kette »Dosenbach«, die Expansion ins Ausland. Elf Jahre später begann Deichmann Schuhe auch in den USA zu verkaufen, nachdem man »Rack Rook Shoes« übernehmen konnte. Dieser nationale und internationale Aufstieg setzte sich bis ins unsere Gegenwart fort.

Heute betreibt Deichmann etwa 2800 Geschäfte, allein in Deutschland sind es 1200, in 18 Ländern und beschäftigt rund 28.000 Mitarbeiter. Dabei wurden im allgemeinen Krisenjahr 2009 weltweit 138 Millionen Paar Deichmann-Schuhe (in Deutschland etwa 70 Millionen Paar) verkauft. Das ist die bisher höchste Summe von abgesetzten Schuhen in der Geschichte des Unternehmens. Diese beeindruckenden Zahlen machen Deichmann zum Branchenprimus – nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa.

Der Umsatz, der überwiegend durch die verkauften Deichmann-Schuhe generiert wurde, lag im vergangenen Jahr bei 3,4 Milliarden Euro. An weitere Zahlen zu gelangen, gestaltet sich schwierig, da Deichmann im Kern eine Familienstiftung mit Sitz in der Schweiz ist. Die allgemeine Publizitätspflicht kann Deichmann dadurch umgehen.

Pussycat Dolls, Sugababes und Cindy Crawford werben für Deichmann-Schuhe

Eine erfolgreiche Verkaufsmethode von Schuhen schaute sich Heinz-Horst Deichmann in den USA ab und sie hat bis heute bestand in den Filialen: Der Verkaufsraum dient gleichzeitig auch als Lager. Die Schuhe stehen nicht einzeln, sondern Paarweise in den Regalen. Dies und die generell niedrigen Verkaufspreise der Schuhe führten dazu, dass Deichmann gemeinhin als Schuh-Aldi angesehen wird. Ein Image, das dem Unternehmen gar nicht so unlieb ist, doch ist man in den letzten Jahren auch bemüht, andere Kundenkreise mit Deichmann-Schuhen zu versorgen. Borelli Herrenschuhe zum Beispiel, werden als Premiumschuhe für Männer mit Stil beworben. Sportliche Herren sollen durch Gallus Schuhe angesprochen werden und für die Kleinen bietet sich die Traditionsmarke Elefanten an. Laut Heinrich Otto Deichmann, Sohn von Heinz-Horst, der die Geschäfte vom Vater 1999 übernahm, will Deichmann vom Hartz-IV-Empfänger bis zum Millionär jeden Kunden ansprechen.
Um die zu erreichen, setzt Deichmann in der Bewerbung seiner Schuhe auf bekannte Gesichter. Kelly-Family-Mitglied und Extremsportler Joe Kelly wirbt für die Deichmann-Sportschuh-Marke Victory, seit 2006 gibt es TV-Spots mit den Pussycat Dolls, 2008 folgten die Sugababes mit ihrer Starcollection und im vergangenen Jahr brachte das ehemalige Topmodel Cindy Crawford ihre eigene Kollektion unter dem Label »5th Avenue« exklusiv für Deichmann heraus.

Produziert werden Deichmann-Schuhe übrigens zu etwa 70 Prozent in Asien, was dem Unternehmen auch immer wieder schlechte Presse einbrachte. So wurde 2006 Kritik an nicht eingehaltenen Umweltstandards in indischen Gerbereien laut und 2008 waren es die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in einer kambodschanischen Fabrik, die das Unternehmen in die Kritik geraten ließen. Für Seniorchef Hein-Horst Deichmann ein Schock, da er bereits seit Jahrzehnten mit seiner wortundtat-Gesellschaft Entwicklungshilfeprojekte unter anderem in Indien und Afrika unterstützt.

Deichmann konnte in seiner Unternehmensgeschichte bisher auf Fremdkapital verzichten. Man gab immer nur soviel aus, wie man auch eingenommen hatte. Gerade diese Haltung wird in Zeiten von Bankenkrisen und Börsencrash belohnt. So wird die Firma weiter wachsen. Allein für dieses Jahr sind europaweite Neueröffnungen von 240 Filialen geplant. Mehr Deichmann-Schuhe also für alle.

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Kommentare
  1. Stefan Borchers sagt:

    Verkaufen Sie auch Lloyd Herren Schuhe?

  2. Erwin Creuzberger sagt:

    Wo kann ich Gallus Schuhe reklamieren ?

    Freundl. Grüße