Paul Prüfer

Ich heiße Sie herzlich Willkommen beim Herrenschuhe-Tester. Mein Name ist Prüfer, Paul Prüfer. Ich sage Ihnen welche Herrenschuhe einen Kauf wert sind und welche getrost im Regel der Händler verstauben dürfen.

Was ein Schuhputzset enthalten sollte

Schuhputzset

Nachdem ich bereits von der richtigen Schuhbürste und dem oft unterschätzten Schuhspanner berichtet habe, möchte ich heute noch einmal einen Schritt zurück gehen und den Blick auf das Ganze werfen. Nicht selten haben mich nämlich Freunde und Bekannte gefragt, welche Schuhputzutensilien sie denn unbedingt bräuchten, um einigermaßen gut gerüstet für die Pflege ihrer Herrenschuhe zu sein. Daher hier nun meine absoluten Basics für ein Schuhputzset. Ich gehe dabei einfach die einzelnen Reinigungs- und Pflegeschritte durch, so erhält man einen ganz guten Überblick.

Gerundete Staub und Schmutzbürsten nutzen

Das erste, was zu einem Schuhputzset gehört, sind Utensilien um die Schuhe vom Schmutz zu befreien, der sich durch den alltäglichen Gebrauch unweigerlich auf dem Leder festsetzt. Zumeist handelt es sich dabei um einfachen Staub und kleinste Sandpartikel, die sich leicht mit einer Staubbürste entfernen lassen. Hier haben sich möglichst weiche Haarborsten bewährt, idealerweise aus feinem Pferdehaar. Aber auch nicht allzu harte Schweinsborsten sind in Ordnung. Für hartnäckigere Verschmutzungen, wie etwa Schlamm oder kleine Sandbrocken, empfehle ich eine schonende Schmutzbürste. Die kann unter Umständen auch aus synthetischen Borsten bestehen, solange diese nicht allzu spitz sind. Hier muss man ein gesundes Verhältnis zwischen harten, reinigenden und weichen, schonenden Bürsten finden. Die Beschaffenheit der Griffe ist eigentlich egal, welche Art von Holz verwendet wird, spielt kaum eine Rolle bei der Wahl für ein einfaches Schuhputzset. Wichtiger finde ich da schon eher die Form. Ich verzichte seit einigen Jahren auf eckige Bürsten und investiere mein Geld lieber in solche, die abgerundete Enden aufweisen. Für die eigentliche Pflege ist es freilich vollkommen egal, ob der Griff eckig oder abgerundet ist. Mir ist es in der Vergangenheit aber zu oft passiert, dass ich abgerutscht und mit der Ecke der Schuhputzbrüste übers Leder gerauscht bin. Das Ergebnis waren mehr oder minder sichtbare Kratzer, die ich mit einer runden Bürste in meinem Schuhputzset besser vermeiden kann. Wie gesagt, für den eigentlichen Putzeffekt ist dies aber nicht von Belang, mit einer eckigen Bürste kann jeder, der etwas geschickter ist als ich, vollauf glücklich werden.

Bürsten zum Auftragen der Pflegecreme

Der nächste Schritt bei der Schuhpflege ist das Auftragen der Pflege- oder Emulsionscremes auf das Oberleder. Hier sollte es schon für jede einzelne Farbe eine eigene Auftragsbürste im Schuhputzset sein. Ansonsten können sich Restpartikel miteinander vermischen. Man hat dann entweder kleine Rückstände unterschiedlicher Farben auf dem Leder der Schuhe, oder es entstehen im ungünstigsten Fall sogar ganz neue Farbtöne. Spätestens dann hat man ein gravierendes Problem, will man die ursprüngliche Farbe seiner schicken Herrenschuhe beibehalten. Für alle Fans von Spectator Schuhen heißt dies also, dass sie eben gleich zwei Schuhbürsten für ein einziges Paar benötigen, eine für das schwarze Leder und eine weitere für das weiße. Wer mag, gönnt sich auch gleich noch eine Rahmenbürste, normale Bürsten sind für diesen Teil zumeist schlichtweg zu groß. Sie bieten den Vorteil, dass man ohne Probleme mit dem Pflegemittel in den schwer zugänglichen Sohlenschaftwinkel vordringen kann. Wer mit Auftragbürsten übrigens nichts anfangen kann und sich dabei immer die Kleidung ruiniert, der greife zu einem Auftragstuch. Dieses muss nicht käuflich erworben werden. Ein ausrangiertes Unterhemd oder T-Shirt tut es allemal.

Eine Auswahl an Pflegecremes

Was für die Bürsten im Schuhputzset gilt, hat auch Gültigkeit für die Pflegecremes. Im Prinzip richtet sich die Anzahl der Cremes und Bürsten nach der Anzahl der unterschiedlichen Farbtöne im eigenen Schuhschrank. Je mehr unterschiedliche Schuhe man also besitzt, desto mehr Bürsten und eben Pflegecremes werden benötigt. Ich empfehle für jeden Farbton eine eigene Hartwachspaste. Das ist die in diesen kleinen Blechdosen – noch immer das beste Pflegemittel für gute Herrenschuhe. Aber auch eine kleine Auswahl an Emulsionscremes sollte in einem gut sortierten Schuhputzset nicht fehlen. Diese ergänzen die normale Pflege optimal, da sie die nötigen Nährstoffe tiefer ins Leder bringen.

Glanz und Gloria im Schuhputzsetz

Zusätzlich empfehle ich Glanzbürsten – auch hier wieder für jeden Farbton eine eigene. Am besten eignet sich Pferdehaar, idealerweise vom Pferdeschwanz. Nicht unbedingt zur Grundausstattung, für mich aber dennoch unverzichtbar, sind unter Anderem Ledersohlenöl (samt Pinsel zum Auftragen) und ein Imprägniermittel für Rauleder. Zur Not kann man zu Beginn auf diese Sachen verzichten, man sollte sich aber schnellstmöglich damit eindecken.

Schutz der Kleidung und Bequemlichkeit nicht vergessen

Oft vergessen wird auch der Schutz der eigenen Kleidung und dann ärgert man sich vollkommen unnötig über Farbreste auf dem Hemd oder der Hose. Eine Schuhputzschürze gehört für mich daher zur Grundausstattung eines Schuhputzsets. Man wird sie zwar nur selten in den angebotenen Sets im Handel finden, sollte sie sich aber dennoch gönnen. Ich persönlich habe mir zudem auch recht schnell einen kleinen Schemel besorgt, auf dem ich es mir bequem machen kann. Irgendwie hatte ich Probleme mit einem normalen Stuhl beim meiner Schuhpflege. Dies ist aber wahrlich kein Muss.
Der Griff in die Trickkiste

Wer gerade keine passende Bürste zur Hand hat, kann auch zu fusselfreien Tüchern greifen. Schmutz lässt sich auch prima mit feuchten Haushaltstüchern entfernen, wer nichts anderes findet, kann in Ausnahmefälle auch zur Zahnbürste greifen – Vorsicht, nur zum Schmutzentfernen, nicht zum Auftragen benutzen. Ein feines Tuch zum Auftragen der Pflegecreme sowie ein Poliertuch sind für wenige Anwendungen weitestgehen unbedenklich. Sie ersetzen aber keineswegs ein richtig ausgestattetes Schuhputzset.

Alle anderen Pflegemittel, von Juchtenfett über eine Messingbürste bis hin zu einem gehfaltenentfernenden Shoebone, sind meiner Ansicht nach nicht zwingend notwendig. Bitte nicht falsch verstehen, ich besitze diese Dinge und möchte sie auch nicht mehr missen, aber für ein grundlegendes Schuhputzset reichen die von mir genannten Werkzeuge auf jeden Fall. Man kann dann ja nach und nach aufstocken. Wichtiger ist vielmehr, dass man mit dem richtigen Schuhputzen früh anfängt, sonst ist der Schaden am Ende nicht mehr zu reparieren.

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Kommentare
  1. Marc Koch sagt:

    Lieber Herr Prüfer,

    vielen Dank für den schönen Artikel! Ich komme mit den von Ihnen erwähnten (aber glaube ich auch nicht genutzten) Auftrags- und Poliertüchern einfach nicht zurecht, die ich mir anfangs noch von unterschiedlichen Anbietern gekauft hatte. Die fusseln bei mir so eklatant (manche Leute empfehlen die vorher ein paar Mal in die Waschmaschine zu stecken) und diese Fusseln bleiben dann auch noch massiv im Broguing hängen, ein Alptraum. 😉

    Kurzum: ich habe die Tücher zwar nicht weggeworfen, benutze aber wirklich für alles nur noch unterschiedliche Bürsten, vom Auftrag bis zur Endpolitur. Wenn es denn unbedingt ein Tuch sein muss, würde ich – wie von Ihnen auch genannt – ehrlich zum alten T-Shirt greifen…

    Herzliche Grüße, Ihr Marc Koch

  2. Marc Koch sagt:

    Lieber Herr Prüfer,

    mir ist noch etwas eingefallen, sorry: ich liebäugele mit den weiß-braunen Two Tone Derbys von Shoepassion. Könnten Sie eventuell einmal explizit darstellen, wie Sie Ihre Spectators pflegen ohne jeweils mit der gegenteiligen Farbe auf das „falsche“ Leder zu kommen (gerne als Artikel mit Foto-To-Do-Abfolge ;-)!!)?

    Ich kriege schon den Übergang bei meinen weißen Golfschuhen auf die schwarze Sohle nur bedingt hin, die zukünftige handwerkliche Meisterschaft bei den Two Tones „in spe“ treibt mir aber schier den Angstschweiß auf die Stirn! Und dabei halte ich mich nicht einmal für ungeschickt…

    Ähnliches gilt übrigens für meine hellbraunen Brogues, wenn ich die sichtbaren Kanten deren deutlich dunkleren Sohle bearbeiten will… Ich bin verzweifelt…

    Ganz herzliche Grüße, Ihr Marc Koch